Verbandsjugendliga: SF Essen-Werden – SV Bönen 3-3
In der Jugendverbandsliga lief es auch im zweiten Spiel der Saison nicht rund. Zum einen fehlten zwei Stammspieler und zum anderen gab es zum Ende des Mannschaftskampfes ein großes Missverständnis, das den Sieg kostete. Doch der Reihe nach:
Sirko Uhde, der zu seinem ersten Einsatz in der Jugendverbandsliga kam, geriet an Brett 6 schnell in Nachteil, weil er eine Figur stehen ließ. Anschließend übersah er die Fesselung seines g-Bauern und büßte in der Folge h-Bauer und Qualität ein. Weiteren Materialverlust konnte Uhde nicht verhindern. Boldizsar Mann gelang schließlich das 1-0 für den Gastgeber mit einem schönen Mattbild.
Am Spitzenbrett hatte es Maik Mönkemeyer mit Sarah Hütte zu tun. Mit einem Springermanöver eroberte Mönkemeyer nach 17 Zügen einen wichtigen Zentralbauern. Das Ende kam schnell, denn die Essenerin griff daneben, als ihre Dame attackiert wurde. Mit 2 Springern fing Mönkemeyer die schwarze Dame und sorgte damit für den Ausgleich.
Stephan Wegner servierte Maxim Travnikov eine scharfe Variante aus der französischen Verteidigung, die der junge Mann aus Werden offenbar nicht gut kannte. Jedenfalls verbrauchte Travnikov anfangs sehr viel Bedenkzeit, um die Stellungsprobleme in der Eröffnungsphase zu lösen. Nachdem alle Figuren entwickelt waren, ließ sich Weiß dazu hinreißen, eine Initiative am Damenflügel zu ergreifen. Die schlug jedoch fehl und Wegner eroberte entscheidend Material. Nach 3 Stunden Spielzeit stand es damit 2-1 für Bönen.
Simon Annuss ging seine Partie gegen das zweite Essener Mädchen gewohnt ruhig an. Es entstand ein Spiel mit geschlossenem Charakter, in dessen Verlauf Annuss zunächst günstig Material tauschen konnte: Er gab einen Turm und bekam dafür zwei Leichtfiguren. Venice Barthelmes war danach gezwungen, sich in gedrückter Stellung zu verteidigen. Das gelang ihr aber nicht gut. Annuss setzte sein Druckspiel fort und fiel über den schwarzen König her. Barthelmes gab schließlich auf, als sie ihre Dame verlor. 3-1 für Bönen.
Christoph Wey, der Gegner von Jan-Niklas Dalley, verfügte über eine in etwa gleich hohe DWZ-Zahl. Es war also ein spannendes Match zu erwarten, wie immer, wenn zwei Kontrahenten von gleicher Spielstärke aufeinandertreffen. Dalley geriet jedoch mit zunehmender Spieldauer peu a peu in Nachteil. Das Match mündete in ein Turmendspiel , in dem Wey über drei Mehrbauern verfügte. Diesen riesigen Vorteil ließ er sich nicht mehr nehmen und verkürzte für Essen-Werden auf 2-3.
Das letzte Spiel am dritten Brett sollte also die Entscheidung bringen. Leonardo Pompe wählte mit Weiß die Englische Eröffnung, in der Jan Eggebrecht die Rochade lange hinauszögerte. Erst im 15. Zug brachte er seinen König mit der kurzen Rochade in Sicherheit. Pompe reagierte darauf mutig mit einem Bauernsturm am Königsflügel. Der Angriff konnte jedoch gestoppt werden und im weiteren Verlauf der Partie erarbeitete sich Eggebrecht leichte Vorteile. Pompe schaffte es aber, sich zu konsolidieren und nach der Zeitkontrolle im 40. Zug hatte sich das Blatt sogar wieder leicht zugunsten des Böneners gewendet. Als beide noch etwa 10 Minuten auf der Uhr hatten, geschah etwas, was die Zuschauer erstaunte und zunächst ratlos den Kopf schütteln ließ: Eggebrecht bot remis an und statt seinem Gegner die Hand zu schütteln und das Remis zum 3,5-2,5-Mannschaftssieg anzunehmen, spielte Pompe weiter! Es kam, was kommen musste: Durch eine Unachtsamkeit stellte er einen Turm ein, verlor die Partie und damit endete die Begegnung mit 3-3. Als der Unglücksrabe anschließend gefragt wurde, weshalb er das Remisangebot ausgeschlagen habe, stellte sich heraus, dass er irrtümlich glaubte, Bönen läge 2-3 zurück und er unbedingt hätte gewinnen müssen. Dummerweise kam Mannschaftsbetreuer Holger Reinert nicht auf die Idee, diesen Irrtum während der Partie aufzuklären, weil er seinerseits dachte, dass sein Spieler aus Ehrgeiz den vollen Punkt machen wollte…
Das sind halt kuriose Geschichten, die das Schachleben so schreibt. Wollen wir hoffen, dass der fehlende Mannschaftssieg in der Endabrechnung nicht auf Bönens Jugendteam zurückschlägt. Der Kampf um den Klassenerhalt wird auf alle Fälle spannend.