„die Anfänge“
Die Wurzeln des Bönener Schachvereins liegen irgendwo in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts in Altenbögge. Zumindest lässt sich dies aus einem Schreiben des Schachvereins Altenbögge-Bönen an den Schachbezirk Hamm aus dem Jahre 1965 rückschließen. Es ging damals um die Anerkennung des 40-jährigen Schachjubiläums des damaligen Mitglieds Willi Karwoth: „seit 1924 in Altenbögge“.
Ein erster Wiedergründungsversuch des Altenbögger Schachvereins nach Ende des Krieges im Jahre 1945 scheiterte an nicht vorhandenem Spielmaterial, welches alles durch die Kriegseinwirkung verloren gegangen war. Im Januar 1949 fanden sich dann aber 17 Personen zusammen, um den Schachverein Altenbögge-Bönen 1949 zu gründen. So geht es aus einer schriftlichen Aufzeichnung des Gründungsmitgliedes Kaspar Laubach hervor.
„Der Schachverein wurde im Januar 1949 gegründet. Es waren 17 Personen erschienen. Schachutensilien vom letzten Verein waren nicht mehr vorhanden. Bei dem letzten Versuch Dezember 1945 scheiterte es nur am Material, denn durch die Kriegseinwirkung ist leider alles verlorengegangen. Der Verein wurde bei Döbbe Bäckerei Betzler gegründet. Im Januar 1950 sind wir wieder zu unserem alten Vereinswirt zurückgekehrt. Alle Namen der Gründer sind nicht mehr festzustellen, denn der Geschäftsführer ist in die Ostzone abgewandert und hat die Liste nicht abgegeben.“
Laubach
Auch Kaspar Laubach war wohl ebenso wie Willi Karwoth bereits Mitglied im Vorgängerverein, denn Mitte der 70er Jahre erhielt er den Ehrenbrief des Schachbundes NRW für 50-jährige Mitgliedschaft. Das genaue Ehrungsjahr lässt sich leider nicht mehr ermitteln, da die Daten beim Schachbund inzwischen gelöscht wurden.
Neben ihm waren es Josef „Jupp“ Kanczik und auch Günther Podzuweit sowie Fritz Hackenberg, die den Verein über mehrere Jahrzehnte mit prägten und bis ins hohe Alter aktiv am Vereinsleben teilnahmen. Auch Jupp Kanczik wurde vom SV Bönen für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt, die Ehrung durch den Schachbund blieb ihm aber verwehrt, da er nicht durchgängig als „aktiver“ Spieler gemeldet war. Insbesondere Jupp Kanczik war es, dessen besonderes Augenmerk stets der Jugendarbeit galt, um die er sich jahrzehntelang verdient gemacht hatte. In den 90er-Jahren fand dann ein Generationswechsel statt. Die Führung des Vereins lag nun überwiegend in den Händen von Guntram Lenz und Jürgen Rudlof, die es von 1991 bis 2021 zusammen auf stolze 28 Jahre als 1. Vorsitzender brachten. Beide wurden mittlerweile ebenfalls für 50-jährige Mitgliedschaft vom Schachbund geehrt. Seit 2021 hat Gernot Medger die Führung des Vereins übernommen, der 1979 als 16-Jähriger in den Verein eintrat und schon in verschiedenen Vorstandsfunktionen aktiv war. Noch heute entstammen ein Großteil der Spieler der aktuellen 1. und 2. Mannschaft der eigenen Jugend und sind ausnahmslos in ihren Anfängen von den prägenden Spielern betreut worden. Durch sie fanden sie den dauerhaften Zugang zum Schachsport.
Außerdem zählten Kanczik und Laubach zu den Schachspielern, für die früher zu einem gelungenen Schachabend stets das abschließende Doppelkopfspiel oder auch Skatspiel gehörte. Diese langjährige Tradition – es wurde im Übrigen Doppelkopf nach den „Pohlmann-Regeln“ (in Anlehnung an das langjährige Vereinslokal), also u.a. mit 48 Karten gespielt – wurde bis zur Jahrtausendwende noch regelmäßig gepflegt. Heute wird allerdinsg nur noch Schach gespielt. Aber in Erinnerung an die frühen Jahre gehört das Skatturnier, das immer am letzten Freitag vor Heiligabend ausgespielt wird, traditionell noch zum festen jährlichen Bestandteil des Vereinslebens.
Früher waren die „Schachfrauen“ ebenfalls stark mit dem Verein verbunden und pflegten ihre persönlichen Kontakte. Höhepunkt eines Schachjahres war häufig ein Vereinsabend mit Musik und Tanz, hier wurden insbesondere die Gattinnen aktiv und kreativ. Mittlerweile ist der SV49 in erster Linie ein Sportverein. Die heutigen Aktivitäten außerhalb des Vereinsabends sehen daher anders aus: Grillabende der Mannschaften oder auch des Gesamtvereins, Ausrichtung von Schachturnieren, Simultanschach mit Großmeistern, Teilnahme der Jugend an Schachturnieren, Besuch der polnischen Partnerstadt Trzebinia und auch Wochenendtrainingslager zählten in der jüngeren Vergangenheit zu den Highlights des Schachvereins.
Bei allem Wandel, der sich in den letzten 65 Jahren vollzogen hat, sind wesentliche Bestandteile des Vereinslebens lange Zeit konstant geblieben. Dazu gehörte auch, daß der Verein nach einer kurzen Überbrückungszeit sein Spiellokal – wie wohl auch schon der Vorgängerverein – bereits seit 1949 im Gasthof Pohlmann hatte und erst nach dessen Schließung vor einigen Jahren in den Räumen der Altentagesstätte in der Bahnhofstrasse ein neues Zuhause fand.
„Sportliche Entwicklung“
Der sportliche Erfolg des SV Bönen war einigen Schwankungen unterworfen. Für die erste Spielzeit 1949/50 meldete der Verein eine Seniorenmannschaft in der B-Klasse (entsprach der heutigen Bezirksklasse) und stieg nach Platz 2 und 6:4 Punkten direkt in die A-Klasse auf. In den fünfziger Jahren spielte man dann fast ununterbrochen in der A-Klasse (entspricht heute der Verbandsbezirksliga), der damals höchsten Liga im Schachbezirk. Ein zweites Team wurde nur unregelmäßig gemeldet.
Nach einem Abstieg spielte die Erste dann von 1962 bis zur Saison 1976/77 kontinuierlich in der Bezirksklasse, eine Zweite trat regelmäßig in der Kreisliga an. Zwar hatte man mit Joachim Wesenberg eine sehr spielstarke Nummer 1, der zu den Spitzenspielern des Bezirks gehörte, in der Breite mangelte es in dieser Phase aber an Klasse. Nachdem Wesenberg den Verein Anfang der 70er Jahre durch eine Umzug verlassen musste, ging es sportlich bergab. Mit einem weiteren Abstieg der Ersten in die 1. Kreisklasse und der Zweiten in die 2. Kreisklasse folgte der bis dato sportliche Tiefpunkt für das Bönener Vereinsschach, doch mit der Saison 1978/79 wurde ein neuer Aufschwung eingeleitet. Bönen 2 schaffte den Aufstieg in die 1. Kreisklasse und ein Jahr später kehrte die Erste in die Bezirksklasse zurück. Zudem wurde in der Saison 1979/80 erstmalig eine dritte Mannschaft gemeldet. Bereits in der Saison 1981/82 war der SV Bönen dann zurück in der höchsten Spielklasse des Bezirks – der Bezirksliga. Gleichzeitig spielten Bönen 2 und 3 in der Kreisliga und in der Kreisklasse wurde eine Vierte gemeldet. Die Bönener Schachjugend schaffte erstmalig in der Vereinsgeschichte den Sprung auf die Verbandsebene und konnte sich in der Jugendverbandsklasse mit renommierten Vereinen aus dem Ruhrgebiet messen.
Ausgelöst wurde dieser Aufschwung durch eine große Zahl talentierter Jugendlicher. Fünf Spieler der damaligen Jugendmannschaft – Uwe Budde, Gernot Medger, Martin Merz, Ralf Schütz und Hajo Schötz – bildeten ab Mitte der 80er-Jahre zusammen mit Guntram Lenz und Jürgen Rudlof das Korsett der 1. Mannschaft, die eine tolle Entwicklung nahm.
Auch 1987 gelang der SV-Jugend noch einmal der Sprung in die Verbandsklasse, in der man sich drei Jahre halten konnte. Aus dem damaligen Team schaffte aber nur Dirk Romstadt einen dauerhaften den Sprung ins erste Seniorenteam, für das er lange aktiv war.
Sportlicher Höhepunkt war dann zweifelsfrei der erstmalige Aufstieg der 1.Mannschaft in die Verbandsklasse, der in der Spielzeit 1994/95 errungen wurde.
das Bild zeigt das Aufstiegsteam 1995: v.l.n.r.: Guntram Lenz, Dirk Romstadt, Robert Daxl, Jürgen Rudlof, Martin Merz, Uwe Budde, Dieter Raddatz, Gernot Medger, Ralf Schütz, Hajo Schötz.
Wenngleich sich die Mannschaft bei übermächtigen Gegnern aus Dortmund, Oberhausen, Essen Herne, Bottrop und Wattenscheid nicht in dieser Klasse halten konnte, überwogen dennoch die positiven Erfahrungen. Zumindest blieb die Mannschaft weiterhin zusammen, obwohl die meisten Spieler mittlerweile Bönen aus beruflichen Gründen verlassen hatten und teilweise 200 Kilometer Anfahrtsweg in Kauf nahmen.
„Die Fahrstuhljahre – der mühsame Weg in die Verbandsebene“ – 2002 – 2011
Ein erneuter Sprung in die Verbandsebene gelang in der Saison 2002/03. Komplettiert wurde die erste Mannschaft inzwischen durch Ingo Specht und Marco Nielinger, die ebenfalls aus der eigenen Jugend stammten. Überragender Spieler war über Jahre hinweg Martin Merz, der am Spitzenbrett ein erfolgreicher Punktesammler war und keinen Spieler im Schachbezirk fürchten musste. Seine höchste DWZ hatte er im Jahr 2000 mit 2095.
„Etablierung im Verband – von der grauen Maus zum Großverein“
Nach mehrfachem Ab- und Wiederaufstieg konnte sich das Bönener Spitzenteam schließlich in der Verbandsklasse etablieren und schnupperte sogar am Aufstieg in die Verbandsliga. Inzwischen gab es auch Neuzugänge aus anderen Vereinen. Nach Andreas Volling vom SC Lünen Horstmar (2003) wechselten mit Jochen Helmert und Torsten Fuest auch zwei starke Spieler vom SV Unna nach Bönen, um die 1.Mannschaft zu verstärken (2012). Zur Saison 2022/2023 zog es mit Dr. Stefan Beulertz und Sebastian Zimmer dann zwei Spieler der SG Werl-Wickede 1 zum Nachbarverein aus Bönen. Dreimal in Folge erreichte das Team Platz drei in der Verbandsklasse und verpasste in der Saison 2015/16 den Aufstieg in einer Stichkampfrunde nur um einen halben Brettpunkt. In der Saison 2016/2017 erreichte die SV-Erste in der Verbandsklasse erneut Platz drei. In der angesetzten Stichkampfrunde belegte man den ersten Platz und stieg damit erstmals in der Vereinsgeschichte in die Verbandsliga auf!! Nach zwei Verbandsligajahren folgte in 2018/2019 dann leider wieder der Abstieg in die Verbandsklasse, doch der Wiederaufstieg glückte prompt und das Team konnte dann sogar die Klasse bestätigen.
Neuer Spitzenspieler im Team ist seit einigen Jahren Fabian Schlottmann. Das Eigengewächs ist das wohl größte Talent, was der SV Bönen in seiner bisherigen Geschichte hervorgebracht hat. Mit einer aktuellen DWZ-Zahl von knapp 2300 gehört er zu den absoluten Topspielern des Bezirks. Mit Maik Mönkemeyer und Stephan Wegner haben zudem die nächsten Eigengewächse den Sprung in die „Erste“ geschafft. Doch auch unterhalb der 1.Mannschaft hat sich der Schachverein gemausert. So spielt die Zweite bereits mehrere Jahre in der Bezirksliga bzw. Verbandsbezirksliga und schaffte mit dem Meistertitel der Verbandsbezirksliga 1 in der Saison 2022/23 den Aufstieg in die Verbandsklasse. Kein Wunder, wenn man sich die Aufstellung ansieht: Mit Medger, Budde, Schütz, Specht, Nielinger, Romstadt und Rudlof stehen aktuell sieben Akteure im Team, die es zusammen auf über 1300 Einsätze für die 1.Mannschaft bringen.
Auch die weiteren Mannschaften entwickelten sich prächtig. Die Dritte wurde in der Saison 2018/2019 Bezirksmannschaftsmeister und schaffte erstmalig den Sprung auf die Verbandsebene. Die Vierte spielte zwischenzeitlich ebenfalls für zwei Jahre in der Bezirksklasse, in der sie gemeinsam mit der Dritten an den Start ging. Und auch ein fünftes und zwischenzeitlich sogar sechstes Team schickte der SV49 ins Rennen. In der Kreisklasse sollen die zahlreichen Jugendspieler weitere Spielpraxis sammeln.
Apropos Jugend: Die Bönener U20 spielte mehrere Jahre in Verbandsjugendliga und ging zuletzt in 2021/022 wieder dort an den Start.
Da regelmäßiger Schachnachwuchs für das erfolgreiche Fortbestehen des Vereins zwingend notwendig ist, bemüht sich der SV Bönen immer wieder um eine schlagkräftige Jugend. Zu diesem Zweck werden an jedem Freitag ab 18.30 Uhr Trainingsabende für schachinteressierte Jugendliche unter fachkundiger Leitung angeboten. Ausserdem ist man an mehreren Bönener Schulen mit Schach-AGs aktiv und hat auch einige Erfolge zu verzeichnen. So holten im Jahr 2023 das Marie-Curie-Gymnasium und die Pestalozzi-Hauptschule zusammen gleich drei Kreismeistertitel und durften bei den NRW-Meisterschaften an den Start gehen. Der Schachverein freut sich über jeden Neuzugang.
In all den Jahren ist der Schachverein Bönen natürlich nicht von plötzlichen Todesfällen verschont geblieben. Erinnert werden soll an dieser Stelle an Rosemarie Krügermann, Jochen Hähnel, Sebastian Grunenberg und Joachim Eichen, die allesamt viel zu früh durch Unfälle bzw. Krankheit aus dem Leben gerissen wurden.